Die Fußballer
- nach den Turnern die älteste Abteilung im TV -
Alt-Bundestrainer Sepp Herberger hat Fußball einmal ganz nüchtern erklärt: „Das Runde muss in das Eckige“. Eigentlich erstaunlich, betrachtet man diese lapidare Definition des Fußballs, dass dieser Sport die mittlerweile weltweit beliebteste Mannschaftssportart darstellt und über 265 Millionen Menschen als aktive Fußballspieler auf den Plätzen der Welt stehen und dem runden Leder hinterher jagen. Fußball begeistert die Massen und sorgt regelmäßig für Gesprächsstoff. Besonders in der Fußballnation Deutschland befinden sich viele im Sog der Faszination der „wohl schönsten Nebensache der Welt“.
Auch in Waldmünchen prägt der Fußballsport seit etlichen Jahrzehnten das sportliche und gesellschaftliche Leben und hat eine lange und lebendige Geschichte zu erzählen.
Die Gründerjahre
Das eigentlich aus England stammende Fußballspiel galt anfangs in Deutschland lange Zeit als roh und gefährlich und war in Waldmünchen nahezu unbekannt. Obwohl bereits seit 1903 eine Deutsche Meisterschaft ausgetragen wurde, nahm die neue Sportart erst nach dem I. Weltkrieg Einzug in die östliche Oberpfalz und dem Bayerischen Wald. Vom Krieg heimgekehrte Soldaten und zugezogene Beamte sorgten dafür, dass Fußball auch in unserer Gegend populär wurde. Nachdem sich 1919 in den Nachbarstädten Cham, Furth im Wald und Rötz bereits Vereine gebildet hatten, kam es im Frühjahr 1920 auch in Waldmünchen zur Gründung eines Fußballklubs, der sich, da er überwiegend aus Turnvereinsmitgliedern bestand, am 4. Juni 1920 dem TV als Fußballabteilung anschloss. Erster Vorstand wurde damals Franz Alt.
stehend von links nach rechts: Dietrich, Grüneis, F. Süß, O. Kamm, G. Kürzinger, E. Süß, F. Frank, J. Kaiser; sitzend von links nach rechts: R. Pregler, H. Löhr, M. Urban
Nachdem als erstes zwei Bälle und sechs Trikots angeschafft wurden, bestritt man das erste Wettspiel in Furth, verlor jedoch mit 2:1 gegen den bereits routinierteren Grenzklub. Doch der erste Sieg ließ nicht lange auf sich warten und so konnte man eine Woche später einen 7:4 Auswärtserfolg gegen den FC Cham (späterer ASV Cham) feiern. Noch im August desselben Jahres wurde mit einem Spiel gegen Bodenwöhr der neue Fußballplatz am Spitalanger eingeweiht. Trotz der nasskalten Witterung säumten ca. 600 Zuschauer das Spielfeld. Der Eintritt betrug 1 Mark (zum Vergleich: eine Maß Bier kostete damals 48 Pfennige). Für kurze Zeit (1920-21) verwendete man auch noch eine Wiese südlich der Hochaer Brücke als Spielfeld, während der offenbar doch zu kleine Platz am Spitalanger vergrößert wurde.
Spielszene vom Sportplatz am Spitalanger
Beim gemütlichen Beisammensein wurde das Vereinslied der Fußballer einstudiert, das auch heute noch zu manch später Stunde nach einem Sieg zu hören ist. Nach der Teilnahme an Verbandspielen rückte der TV nach guten Leistungen schon bald von der C-Klasse in die B-Klasse auf. Nachdem die Begeisterung kurz stagnierte, jedoch später wieder neu aufloderte, wurde der angedeutete Höhenflug am 31. Oktober 1923 jäh unterbrochen, als auf Anordnung des Turnrats die Fußballabteilung aufgelöst wurde und die Fußballer in der Folgezeit als 1. FC Waldmünchen auftraten. Turnen, damals noch der Sport der Honorablen, und Fußball, das als roh und primitiv galt, schienen sich in den Anfangsjahren nicht unter einem Dach zu vertragen. Mit der Begründung „diese Abteilung erscheint dem Turnverein nicht zuträglich“ wurden die Fußballer ausgeschlossen. Die Unstimmigkeiten mit dem Hauptverein konnten lange nicht beseitigt werden, erst am 6. Juni 1925 fanden die Fußballer beim Turnverein Gehör und wurden wieder aufgenommen. Nur sechs Freundschaftsspiele folgten und der Spielbetrieb schlief prompt wieder ein und kam später gänzlich zum Erliegen.
Die goldenen 30iger Jahre
Nach einer Art Neugründung und diversen Freundschaftsspielen folgte der erste große Höhepunkt. Erstmals beteiligte sich der TV an einer Punkterunde, jedoch nicht an der des DFB, sondern der des Turngaues Oberpfalz II. Gleich auf Anhieb konnte man die Meisterschaft im Jahre 1930 erringen. Nach scheinbar kurzem Ausruhen auf den Lorbeeren nahm man ab 1932 auch an der Punkterunde des DFB teil und wurde 1934 A-Klassenmeister. Fußball erhitzte schon damals die Massen. Zuschauerzahlen von 500 Menschen und mehr waren durchaus in Spitzenspielen der Fall und einmal musste der TV in Nittenau sogar unter Polizeischutz Spielfeld und Stadt verlassen.
mit dem LKW zu den Auswärtsspielen
1936 wurde der langjährige Vorstand Karl Füßl verabschiedet. Durch seine wichtige Pioniersarbeit wurde die Fußballabteilung maßgeblich geprägt.
Durch Einberufungen der Wehrmacht und aufgrund finanzieller Probleme musste die Mannschaft 1938, einige Monate vor dem Einmarsch in das Sudetenland, vom Spielbetrieb abgemeldet werden. Der Krieg warf seine Schatten voraus.
Nach dem II. Weltkrieg
Erst nach dem 2. Weltkrieg konnte man wieder Aktivitäten des TV vermelden. Schon wie bei der Gründung der Fußballabteilung war auch beim ersten Spiel nach dem Krieg der FC Furth im Wald Auftaktgegner des TV Waldmünchen, diesmal auf dem von den Amerikanern neu errichteten Sportplatz am Lerchenfeld (heutiges Bleimund-Gelände), da selbige den Spitalanger unter Beschlag hatten. 1946 startete der TV unter Vorstand Hans Faltenbacher in die Verbandsrunde der A-Klasse und verblieb dort in den folgenden Jahren mit wechselndem Erfolg. Nach Abstieg in die B-Klasse folgte der Wiederaufstieg mit anschließenden erfolgreichen Jahren. Der Umzug zum neuerbauten Platz an der Bahnhofstraße im Jahr 1956 war vollzogen, da die Landwirte ihre Grundstücke in der Hammerstraße zurückforderten.
Heimspiel der Nachkriegsmannschaft 1948 am Lerchenfeld
Die 60iger Jahre mit Höhen und Tiefen
Fußball hatte auch spät nach dem Krieg im noch kargen Freizeitangebot einen sehr hohen Stellenwert in der Waldmünchner Gesellschaft. Doch die schlechte Arbeitsmarktlage im Grenzland und der dadurch bedingte Weggang vieler guter Spieler schwächte, wie auch in den späteren Jahrzehnten, immer wieder die Mannschaft erheblich. Bis Mitte der 60iger Jahre sank das Spielniveau nach erneutem Abstieg auf Mittelmaß ab. Nachdem man 1967 einem abermaligen Abstieg in einem dramatischen Entscheidungsspiel vor 1000 Zuschauern im Chamer Stadion gegen die SpVgg Mitterdorf knapp entrinnen konnte, folgten Jahre mit Höhen und Tiefen in der B-Klasse.
Die 70iger Jahre – eine neue Epoche
Durch die Übernahme der Fußballabteilung durch Siegfried Wagner als Abteilungsleiter wurde eine neue Epoche im Waldmünchner Fußball eingeläutet. Unter seiner Führung vollzog sich die Wandlung zum modernen Sportverein. Der lang ersehnte Traum eines Sportheims ging im Jahre 1976 mit dessen Bau in Erfüllung. Viele Jahre hatte sich der TV mit einer Baracke behelfen müssen. Umziehen und Waschen war in der TV-Halle angesagt. 1977 schließlich der langersehnte Aufstieg. Nach 18 Jahren konnte man unter der Regie von German Heimerl in die A-Klasse zurückkehren.
Die 80iger Jahre – ein neues Stadion und ein langer steiniger Weg nach oben
Der Platz an der Bahnhofstraße war schon lange sanierungsbedürftig und deshalb wurde 1980 mit dem Umbau begonnen. In den kommenden drei Jahren trugen die Fußballer ihre Spiele am Schulsportplatz aus. Nachdem der TV eine radikale Verjüngungskur durchführte, stieg man 1983 wieder ab. Ausgerechnet dann, als mit der Sanierung des Stadions eine der schönsten Anlagen im Landkreis, mit Haupt- und Nebenplatz, Flutlicht und überdachter Tribüne entstanden war. Doch dieser Abstieg war noch nicht alles. Bereits in der darauf folgenden Saison musste man erneut eine Liga tiefer spielen, es folgte der schwere Gang in die C-Klasse. Das anschließende Jahr stand ganz im Zeichen eines sportlichen Neuaufbaus. Trotzdem konnte man sich in der C-Klasse nicht so durchsetzen, wie man Anfangs hoffte, machten schließlich die Gegner die Partien gegen die Trenckstädter zu ihren wichtigsten Saisonspielen. Die Einweihung des neuen Stadions erfolgte verspätet im Jahr 1985 und wurde zu einem besonderen Erlebnis für die ganze Bevölkerung. Im Jahre 1987 dann endlich der ersehnte Wiederaufstieg unter der Leitung von German Heimerl. Es stellte sich heraus, dass diese Mannschaft noch weiter ausbaufähig ist und man spielte von Anfang an in der B-Klasse eine gute Rolle und verpasste nur knapp den erneuten Aufstieg. Nach überragenden Leistungen im DFB-Pokal behielt die Mannschaft diesen Lauf bei und sicherte sich mit beachtlichem Vorsprung die Meisterschaft im Jahr 1989.
Die 90iger Jahre – Bezirksliga, wir kommen
Besonderes Highlight war 1990 das Gastspiel des Bundesligavereins 1. FC Nürnberg, das mit nur 0:6 verloren wurde. In der A-Klasse Ost konnte man sich durch gute Leistungen in den folgenden Jahren zu den Spitzenclubs zählen und so hieß die Devise klar „Bezirksliga-Aufstieg“. Der neu verpflichtete Trainer Wurzinger leitete die Mannschaft von Anfang an Richtung Tabellenspitze und man konnte sich am Ende über die Vize-Meisterschaft freuen und somit in die Relegation um den Aufstieg spielen. Drei Spiele waren insgesamt zu bestreiten, nach zwei Siegen musste man sich jedoch in der dritten Partie unglücklich geschlagen geben. Die Enttäuschung war groß und die Belastung der Relegation zehrte tief bis in die neue Saison hinein an den Kräften der Fußballer. Man rettete sich förmlich in die Winterpause. Eigentlich war die Vize-Meisterschaft schon weg, als alle in Frage kommenden Mannschaften samt und sonders patzten und der TV erneut in die Relegation durfte. Die Erfahrung des vorhergegangenen Jahres machten sich die Kicker zu Nutze und siegten hochkonzentriert in den ersten beiden Partien, ehe man vor 1000 begeisternden Zuschauern in Burglengenfeld nach einen Sieg über den SV Töglich/Altmühl endlich den langersehnten Bezirksligaaufstieg schaffte. Im darauffolgenden Jahr platzierte sich das Team dort mit dem neuen Trainer Oskar Fürtsch sogar am Ende im oberen Drittel, in den nachfolgenden Spielzeiten kämpfte man jedoch meist um den Klassenerhalt. Im Jahr 1996 folgte nach drei aufregenden Jahren der bittere Abstieg aus der Bezirksliga. Obwohl man anschließend in der Kreisliga mit einer völlig neu aufgebauten jungen Mannschaft einen personellen Schnitt vollzog, zählte man bei den Gegnern meist zu den Titelaspiranten und hatte keinen leichten Stand. Trotz allem konnte man sich in den ersten Jahren vorne in der Tabelle etablieren.
Was sich jedoch am Ende der Saison im Jahre 1999 bereits abzeichnete, wurde ein Jahr später bittere Realität. Nach einer mageren Rückrunde und einem verlorenem Entscheidungsspiel musste man den Gang in die Kreisklasse antreten.
Das neue Jahrtausend – erneuter Aufstieg in die Bezirksliga
Für Vorstandschaft, Mannschaft und Fans war klar, dass nach der verkorksten Saison nur der direkte Wiederaufstieg in Frage kommen durfte und so richtete man nach Überwindung des ersten Schocks die Augen wieder nach vorne. Es wurde hart trainiert und in den Punktspielen spiegelte sich dies durch überzeugende Siege wieder, so dass man am Saisonende mit großem Vorsprung die Meisterschaft und somit den direkten Wiederaufstieg feiern durfte. Doch das eigentliche Ziel sollte nicht der Verbleib in der Kreisliga sein, sondern wollte man wieder in die Bezirksliga zurückkehren. Es schien so, als könnte man direkt durchmarschieren in die Bezirksliga, nachdem man lange den zweiten Tabellenplatz inne hatte. Doch am Saisonende rutschte man ab und verpasste somit knapp den Aufstieg. So versuchte man ein Jahr später erneut sein Glück, wobei es diesmal besser klappte und das Team nach einer spannenden und überzeugenden Saison am Ende mit acht Punkten Vorsprung die Meisterschaft und diesmal den direkten Aufstieg in die Bezirksliga feiern durfte. Neben dem Aufstieg in die Bezirksliga konnte man sich auch über die Fertigstellung des Sportheim-Anbaus im Sommer 2003 freuen. Der in die Jahre gekommene und mittlerweile zu kleine Umkleidebereich wurde saniert und mit einem Anbau erweitert, so dass man unter anderen ab sofort auf zwei Heim- und zwei Gästekabinen sowie eine große Schiedsrichterkabine zurückgreifen konnte. Auch die Gaststätte wurde mitsamt Küchen- und Sanitärbereich renoviert.
Fotokollage Aufstieg in die Bezirksliga 2003
Vier Jahre lang trugen die Kicker des TV in der Bezirksliga die Farben der Stadt Waldmünchen weit über die Landkreisgrenzen hinaus und konnten sich besonders im Jahr 2005 über eine sehr erfolgreiche Saison freuen. Im gleichen Jahr folgte auch die Erweiterung der bereits auf einer Seite installierten Flutlichtanlage am Schulsportplatz, wodurch endlich auch in den Wintermonaten eine optimale Ausleuchtung von beiden Seiten beim Training garantiert wird. Nachdem im Jahr 2006 in einem packenden Endspurt der Abstieg noch einmal abgewendet werden konnte, war es dann ein Jahr später leider soweit und man musste erneute den Gang zurück in die Kreisliga antreten.
Ein langer Wunsch der Fußballer ging im Frühjahr 2008 in Erfüllung, als man das Vorhaben eines begrünten Kleinspielfeldes neben dem Hauptplatz realisierte. Der bis dahin nur in den Wintermonaten genutzte Sandplatz wurde halbiert und in Eigenregie durch Mithilfe vieler fleißigen Hände in einen Rasenplatz umgewandelt, der seitdem als Trainingsplatz und als Kleinspielfeld für die Jugend fungiert.
Sportlich gesehen konnte man sich nach dem Abstieg in die Kreisliga im ersten Jahr einen Platz im oberen Teil der Tabelle sichern. Doch anstelle wie geplant die Blicke wieder nach oben zu richten, folgte 2010 überraschend der Abstieg in die Kreisklasse, in der man sich nunmehr im zweiten Jahr befindet.
Heute
Mit Coach Peter Weninger versucht man seit Sommer 2011 nun wieder nach und nach junge Eigengewächse auf- und ins Team einzubauen, um auf lange Sicht wieder die Augen nach Vorne zu richten. Als Grundlage dazu dient natürlich auch eine II. Mannschaft, die besonders seit der vergangenen Saison wieder sportlich sehr erfolgreich ist. Desweiteren jagen nach wie vor die so genannten „Alten Herren“ mit Begeisterung das Jahr über in etlichen Freundschaftsspielen dem runden Leder hinterher und pflegen viele gesellschaftliche Kontakte. Das Fundament und Hauptaugenmerk der Abteilung sind jedoch die vielen Jugendmannschaften. Über 80 Kinder und Jugendliche von den Bambinis bis zur A-Jugend bilden einen gesunden Nährboden für eine erfolgreiche Zukunft. Sehr stolz ist man auch auf die 2007 gegründete Mädchenmannschaft, die sich mittlerweile auf eine Frauenmannschaft erweiterte. In partnerschaftlicher Verbindung steht man seit geraumer Zeit durch Spielgemeinschaften bei den Frauen- und Jugendmannschaften mit dem Nachbarverein SV Geigant.
Um die finanziellen Rahmenbedingungen für den Sportbetrieb zu schaffen riefen die Fußballer vor drei Jahren das mittlerweile weit bekannte Musikfestival „Rocknight Waldmünchen“ ins Leben. Auch eine Ü30-Party in der Festhalle im Herbst gehört zu den vielen weiteren außersportlichen Aktivitäten der Fußballer. Unter der Führung von Abteilungsleiter Franz Weinzierl bilden die Fußballer eine breite und lebendige Abteilung im TV Waldmünchen, die ein umfangreiches sportliches und gesellschaftliches Angebot vor allem für Jugendliche bietet.
So freut man sich in der „Fußballerfamilie“ des TV Waldmünchen auf eine sportlich erfolgreiche Zukunft mit Titeln und Erfolgen und weiterhin vielen interessierten Nachwuchskickern sowie vielen spannenden und unterhaltsamen Partien mit dem nötigen Zündstoff, um auch weiterhin Fußball zur „schönsten Nebensache der Welt“ zu machen. |